Hauptübung 1989 - SZ


Schwäbische Zeitung 30. Oktober 1989

Feuerwehr Altsteußlingen wünscht sich, daß das einstige „Schwimmbad" zum Feuerlöschteich umfunktioniert wird

 

ALTSTEUSSLINGEN - BRIEL. Angenommen, es brennt in Briel ein von mehreren Wohnhäusern umstandener Bauernhof, wer löscht womit? Diese Frage lag der diesjährigen Feuerwehrhauptübung der Feuerwehr Altsteußlingen-Briel zugrunde. Entsprechend wurde am Samstag den interessiert zuschauenden Mitbürgern demonstriert, was im Ernstfall mit ihren schönen Häusern (an einem wurde gerade der Balkon gestrichen) passieren würde.

 

Zuerst ertönt in Altsteußlingen die Sirene. Wenige Minuten später treffen von dort die ersten Feuerwehrleute in ihren Privatwagen ein. Ein schneller Traktor bringt den Anhänger mit der Spritzpumpe, deren Motor beim ersten Hebelzug läuft und Wasser aus dem Hydranten in die drei Schläuche drückt. Mit dem Löschen und Schützen wird begonnen. Als Spritzmittel dient Trinkwasser aus der 100-mm-Leitung, die das Leitungsnetz des kleinen Weilers versorgt.

Mit Blaulicht und Geheul im Tonabstand einer reinen Quarte nähern sich wenig später mehrere Fahrzeuge der Ehinger Stadtfeuerwehr, darunter zwei Tanklöschfahrzeuge, deren Besatzung unmittelbar nach Erreichen des günstigsten Standorts das in den Tanks enthaltene Trinkwasser zu versprühen beginnt.

Doch bald sind die Tanks leer, und ihre Spritzschläuche werden aus einem Hauptschlauch versorgt, in den aus einem quadratischen Plastikbehälter Wasser gepumpt wird; sonst werden landwirtschaftlich genutzte Vakuumfässer in den Behälter entleert.

Ist das wirklich Wasser, was die Fässer von sich geben? In die Tanks der Ehinger Tanklöschfahrzeuge darf die Flüssigkeit jedenfalls nicht gepumpt werden, sagt einer von der Begleitmannschaft. Die Brühe stinkt, wie der Ausfluß einer Kläranlage, sagt Hans Kopp, Kommandant der Altsteußlinger Feuerwehr. Die Feuerwehrmänner am Ende der Schläuche halten ihre Spritzen so, daß der Ausfluß nicht an den Hausfassaden herunter läuft. Aber im Ernstfall müßten sie draufhalten und auch mal hinein ins schöne Schlafzimmer, um es vor dem Ausbrennen zu bewahren. Das Wasser würde mit der Zeit verdunsten, zurück bliebe Gestank und Dreck.

Dieser Dreck kommt aus dem Riedgraben bei Altsteußlingen. Dort müssen die Vakuumfässer gefüllt werden mit dem, was gerade drin ist. Bei trockenem Wetter ist der Anteil von Zulauf aus Toiletten besonders groß.

Der Berichterstatter meint da: Wenn man sich so etwas kubikmeterweise im Bett vorstellt, brennt man vielleicht doch lieber aus. Aber auch das ist ein nicht sehr befriedigender Gedanke.

Das Problem müßte nicht sein. Der Altsteußlinger Feuerwehr wäre es viel lieber, das sogenannte "Schwimmbad" oberhalb des Dorfes würde zu einem Feuerlöschteich ausgebaut.

Ein Schwimmbad in Altsteußlingen? Ja, so etwas gab es einmal ein paar Jahre lang, als nach dem Krieg französische Besatzungssoldaten zu ihrem und der Dorfkinder Vergnügen wie andernorts auch das Wasser einer Quelle zum Bade stauten (Die Heimatzeitung veröffentlichte vor einigen Jahren einen größeren Beitrag von Max Wohlleb über den Badeteich). Beim Einweihungsfest nach dem Krieg spielte übrigens die Dächinger Musikkapelle. Nach Abzug der Franzosen kam die deutsche Verwaltung und stellte die Baderei ein. Der SZ-Berichterstatter vermutet, a bitzle boshaft: vermutlich aus Mangel an behördlich zugelassenen Dorfschwimmbadgenehmigungsformularen.

Hans Kopp und seine Feuerwehrkameraden wären froh, wenn das ehemalige Schwimmbad mit frischem Quellwasser gefüllt und als Feuerwehrlöschteich genutzt werden könnte. Doch Kopp vermutet, der Stadtverwaltung käme die Umwandlung zu teuer, weil ein Zufahrtweg für die Faßwagen geschaffen werden müßte.

Warum wurden die Pumpen der Ehinger Feuerwehr nicht einfach an einem Hydranten in Briel angeschlossen? Darauf gibt Pumpenwärter Karl Kley von der Albwasserversorgungsgruppe VI eine Antwort: die 100-mm-Leitung ist dafür zu dünn. Für die Spritze der Altsteußlinger Feuerwehr reicht der Druck, wenn auch ganz am Anfang das Wasser nicht recht kommen wollte. Karl Kley erklärt dies damit, daß der zuständige Maschinist zu stark saugte. Dadurch brach die Wassersäule ab, und es dauerte eine Weile, bis die entstandene Vakuumblase durch nachrückendes Wasser wieder aus der Leitung war. Kley empfiehlt, zu Beginn langsam anzusaugen und die Sauggeschwindigkeit allmählich zu steigern. Warum wird für den Brandfall nicht einfach eine 200-mm-Leitung nach Briel gelegt? Auch dafür hat Karl Kley eine Erklärung: bei einer so starken Leitung würde das Trinkwasser bei normalem Verbrauch so langsam fließen, daß es nicht frisch genug aus den Wasserhähnen käme. Kley empfiehlt die Anlage eines Wasserlöschteiches in Briel selbst. Dieser könnte aus dem Leitungsnetz der Wasserversorgungsgruppe gefüllt und der Verdunstungs- und Versickerungsschwund laufend ausgeglichen werden. Solange aber weder in Altsteußlingen noch in Briel etwas getan wird, muß man halt mit Wasser und "Ödl" aus dem Riedgraben vorlieb nehmen.   K. Ef

 

Feuerwehr Altsteußlingen-Briel beim Befüllen eines Zwischentanks aus einem Vakuumfaß. Foto: Efinger